Easy Rider - Mit dem Roller durch Vietnam

In 2016 verschlug es uns wieder nach Südostasien. Nach unserer tollen Erfahrungen in Thailand wollten wir nun das wunderschöne Vietnam bereisen. In verschiedenen Reiseblogs wurden wir dann auf die Easy Rider aufmerksam. Von zu Hause nahmen wir Kontakt auf und buchten eine zweitägige Tour durch das spannende und ursprüngliche Vietnam. Eine Erfahrung, die wir heute nicht mehr missen möchten… Damals brachte sie uns jedoch an die Grenzen unserer Kräfte, mehr dazu im folgenden Beitrag. 

Gebucht hatten wir eine zweitägige Motorrad-Tour von Nha Trang nach Dalat mit True friends easy rider. Bereits im Vorfeld hatten wir uns erkundigt und diesen wirklich tollen Anbieter gefunden.   Da Christian zu diesem Zeitpunkt keinen Motorrad-Führerschein besaß, nahmen wir frühzeitig Kontakt mit dem Anbieter auf und dieser bot uns an, mittels eines Crash-Kurses die Grundkenntnisse des Motorrad-Fahrens zu erlernen. Leider hatten wir jedoch dafür keine Zeit mehr und mir war auch nicht ganz wohl dabei, ohne gültigen Führerschein und vor allem ohne jegliche Fahrpraxis auf unbefestigten Straßen mit einem Shopper unterwegs zu sein. Daher beschlossen wir auf einen Roller umzusatteln, mit dem diese Tour gemäß Aussage des Unternehmens dennoch gut machbar sein sollte.

Ein Fehler… Ein riesen, großer Fehler um genau zu sein!

Tatsächlich ist die Tour auch mit einem Roller machbar, jedoch nicht annähernd so komfortabel wie auf einem gut gefederten Shopper. Sprich auf unbefestigten Straßen ist der Fahrkomfort sehr, sehr eingeschränkt. Wenn wir es also nochmal zu entscheiden hätten, würden wir definitiv und ohne nachzudenken immer den Shopper nehmen! Zumal der Crash-Kurs gemäß der Aussage von unseren 2 Mitreisenden Max und Simon wirklich gut und ausreichend war. 

Am Morgen ging es dann von Nha Trang aus los in Richtung Dalat. Leider fing es pünktlich zum Start der Tour an zu regnen, sodass wir bereits nach wenigen Minuten ziemlich nass und vor allem kalt waren. Ja, kaum zu glauben, aber tatsächlich fror ich zum ersten Mal in Vietnam auf dem Sozius unseres Guides. Der Regen hielt jedoch nur kurz an und so konnten wir nach ca. 1 Stunde unsere trendy Regencapes ablegen und uns von der Sonne wieder trocknen lassen.

Anfangs konnte Christian auf seinem Roller mit Automatikgetriebe noch sehr gut mithalten, denn gerade auf geteerten Straßen, konnten wir ordentlich Fahrt aufnehmen und gemütlich rollen lassen. Die Landschaft war traumhaft und abwechslungsreich. Es ging über Wiesen und Felder, an Flüssen mit badenden Kindern vorbei und durch traumhaft schöne Täler mit üppiger Vegetation. Je weiter wir uns von Nha Trang entfernten, desto ursprünglicher wurden die Dörfer und die Landschaften. 

Da ich mich nicht auf den Verkehr und die Straßenverhältnisse konzentrieren musste, sog ich alle Eindrücke auf wie ein Schwamm. Noch heute erinnere ich mich an Kinder, die statt aus der Schule von den Feldern nach getaner Arbeit nach Hause gingen. Oder an einen kleinen Ort am Flussufer, an der einer Familie die ortsansässige Hängebrücke gehörte und die wir nur gegen Zahlung eines kleinen Obulus passieren durften (siehe Foto oben). Genau das war das Vietnam was wir uns zu sehen erhofft hatten.

Die erste Etappe umfasste insgesamt ca. 225 Kilometer und gerade die letzten 50 Kilometer waren mit Roller ein Horror-Trip. Es ging tatsächlich über unbefestigte Straßen, mit teilweise 20 Zentimeter tiefen Schlaglöchern und kleinen Schlammtümpeln auf der Straße. Für Max und Simon auf ihren Shoppern ein riesen Spaß, mit Roller ein einziger Höllentrip. Gegen Abend erreichten wir dann den Lac-Lake, unseren Übernachtungsstopp. Wir waren total fertig und bei Christian stellten sich zudem heftige Rückenschmerzen ein. Als wir dann unser Übernachtungslager sahen, verlor ich dann doch kurzzeitig die Fassung.

Luxus hatte ich nicht erwartet, aber dennoch hatte ich auf ein Bett und ein Bad gehofft. Unser Schlaflager jedoch bestand lediglich aus einer dünnen Matratze auf dem Boden im Haus einer vietnamesischen Familie. Die Familie schlief übrigens im gleichen Raum, gleich hinter einer Anbauwand, die als Raumteiler diente. Woher wir das wissen?? Der Vater schnarchte unglaublich laut foot-in-mouth 

Wer schon einmal in Vietnam war, kennt vermutlich die Bauart der Häuser vor Ort. Diese stehen auf Stelzen. Der Wohnraum der Familie, meistens tatsächlich nur ein großer Raum, ist im Obergeschoss. Im Erdgeschoss lebt das Vieh der Familie. So auch in diesem Fall. Bis zu dieser Nacht dachte ich eigentlich, dass Hähne nur tagsüber krähen. Dem ist nicht so…. Der Hahn der Familie nahm seine Stellung sehr ernst und krähte quasi stündlich, die ganze Nacht lang… 

Am nächsten Morgen erwachte unsere Gastfamilie bereits um 5 Uhr früh, kein Problem für uns, denn wir hatten kaum geschlafen. So duschten wir im Cafe nebenan und genehmigten uns erstmal einen köstlichen Kaffee. Kaffee ist übrigens ein gutes Stichwort, denn nirgends hatten wir bisher so tollen Kaffee wie in Vietnam.

Unsere Guides boten uns nach dem Frühstück noch einen Ritt auf dem Rücken von Elefanten an, was wir jedoch ablehnten. Wir hatten in 2015 in einem Elefantencamp in Thailand viel über artgerechte Haltung und Elefanten als Touristenattraktion erfahren und uns daher dagegen entschieden. Wir nutzen die verbliebene Zeit noch für einen Bummel durch das kleine Dorf am See und vertraten uns vor der zweiten Etappe nochmal ordentlich die Beine.

Die heutige Tagesetappe umfasste weitere 180 Kilometer, jedoch weitesgehend über ausgebaute Straßen, somit lange nicht mehr so kräftezehrend wie die erste Etappe. 

 

Die Route war nicht weniger spannend und mindestens genauso schön wie am Tag zuvor. Es ging über Serpentinen Gebirgspässe hinauf. Uns erwarteten traumhafte Ausblicke und vor allem gut ausgebaute Straßen. Unsere Guides ermöglichten uns noch den Besuch einer Seidenfabrik und einer Wieselfarm, die den bekannten Wiesel-Kaffee „herstellten“. Hierbei werden Kaffeebohnen von einer bestimmten Wieselart gegessen und unverdaut wieder ausgeschieden. Ziemlich eklig, aber eine Delikatesse. Wir gehören da eher zu den Banausen, denn wir konnten keinen großen Unterschied feststellen. wink

Viele kennen wahrscheinlich den Ausspruch: Geh dahin wo der Pfeffer wächst… Tja, wir waren tatsächlich dort!! Auch auf dieser Farm erfuhren sehr viel interessantes zum Thema Pfefferanbau aber auch Landwirtschaft im Allgemeinen. Wir wandelten zwischen den über 2 Meter hohen Pfefferpflanzen und erfuhren viel wissenswertes über den Anbau und über die verschiedenen Pfeffersorten.

Im Anschluss daran ging es dann nach Dalat oder Klein Paris, wie es von den Vietnamesen genannt wird. Hier endete dann auch unser unglaublich spannender Roadtrip. 

 

Der aufmerksame Leser wird sich nun fragen, warum wir diesen Bericht verfasst haben. Einen Bericht der sich im Ganzen eher als Abschreckung liest. Aber dem ist tatsächlich nicht so. Diese Erfahrung, so anstrengend und kräftezehrend sie auch war, gehört zu den schönsten, aufregensten und spannensten unserer gesamten Reiseerlebnissen.

Wir lernten soviel über Land und Leute und ja, selbst die Katastrophennacht würde ich nicht missen wollen. Denn gerade solche Erlebnisse prägen uns und unsere Art zu reisen. Das sind die Erlebnisse über die wir immer wieder erzählen und über die wir heute auch herzhaft lachen können. 

Wir würden diese Tour jederzeit wieder unternehmen und sogar überlegen, die große Tour bis nach Ho-Chi-Minh Stadt zu fahren. Jedoch würde ich diese Tour nie wieder, wirklich niemals mehr mit einem Roller unternehmen. sealed

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Unsere Autoren

Christian

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Reisen bedeutet für mich auch mal einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Mein Papa ist ein Reisebusfahrer und so ist mir das Reisen in die Wiege gelegt worden und ich hoffe, dass ich Mats in gleicher Weise für das Reisen begeistern kann.  

Ich freue mich auf all die Abenteuer und Begegnungen, die auf uns warten und ganz besonders freue ich mich euch von all den guten und auch weniger guten Momenten berichten zu dürfen.

Denise

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Hi, ich bin Denise und der Organisationsfreak unserer kleinen Familie. Damit treibe ich nicht nur meinen Mann, sondern auch mich selbst regelmäßig in den Wahnsinn. Denn wenn etwas nicht nach Plan verläuft, gerate ich schnell in Panik und Stress. Im Nachgang immer sehr witzig, in der Situation eher nicht...

Dennoch, ich liebe alles was mit Reisen und der Planung einer Reise zu tun hat!  Außerdem lese und schreibe ich gerne, denn dabei kann ich so richtig abschalten. 

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